Im 2. Semester hat der Kunst-Grundkurs in Kooperation mit der Stadtplanerin Birgit Caumanns und der Landschaftsarchitektin Kirsten Winkler ein Projekt zur Wahrnehmung und Deutung von Architektur und räumlichen Strukturen durchgeführt.
Projektgebiet war der Harburger Binnenhafen, der sich auf Grund seiner heterogenen und kontrastreichen Bebauungsstruktur für die Auseinandersetzung mit gebauter Umwelt sowie der hier ablesbaren funktionalen und (stadt-)räumlichen Entwicklungs- und Wandlungsprozesse besonders eignet.
Die Hafenlandschaft weckt Assoziationen und Emotionen. „Weite und Enge“, „eckig und rund“, „Brache und Bürotower“, „Zerfall und Erneuerung“: Hier prallen Kontraste aufeinander, die mit Kamera und Mikrofon aufgespürt und festgehalten wurden.
„Vor dem Kunstprojekt im Harburger Hafen wusste ich so gut wie gar nichts über diesen Teil von Harburg. Jenseits der Bahngleise kam mir das Gebiet verlassen und fremd vor. Jedoch änderte sich meine Sichtweise, je mehr ich mich im Bereich der Channel Gebäude aufhielt. Durch das Interview habe ich einen tollen Einblick bekommen, was im Channel gemacht werden soll oder schon gemacht wurde. Erst da wurde mir klar, dass der Hafen wieder zum Leben erweckt werden soll.“ (Jan Hufnagel, Schüler)
Die Fotos dienten als Gesprächsgrundlage für Interviews mit verschiedenen Akteuren im und um den Harburger Binnenhafen. Zeitzeugen, Investor, Architekt, Bewohner des Schlosses, Werftarbeiter, Passanten wollten wir zu ihrer Sicht auf die Veränderungen im Harburger Binnenhafen befragen. Interviews wurden mit u. a. mit Frau Hannelore Mulch, Seniorchefin der Firma Mulch, Frau Gabriele Langeloh, Binnenhafen-Bewohnerin, und Herrn Martin Streb, Architekt, geführt.
Die Zusammenführung von Bild- und Tonmedien stellte hohe Anforderungen an alle Beteiligten. Bei Aufnahme und Schnitt waren mehrere Anläufe notwendig, ehe das Material verwendbar war. Aber am Ende entstand ein Tondokument, das Ausschnitte aus den Interviews sowie Musik und Originalton des Hafens in einem 20-minütigen Soundtrack verbindet.
Die Ergebnisse des Projekts wollten wir in der Harburger Innenstadt präsentieren.
„Impressionen aus dem Harburger Binnenhafen werden so über die Verkehrsbarriere hinweg in die Harburger Innenstadt transportiert, gleichzeitig der Blick des Betrachters in das alte und neue Hafengebiet gelenkt. Wir wollen die Harburger auffordern, den ‚Sprung über die Gleise‘ zu wagen.“ (Birgit Caumanns, Dipl. Ing. Stadtplanung)
Als Ausstellungsort wählten wir die Lüneburger Straße, weil die Fußgängerzone und ehemalige Haupteinkaufsstraße von Harburg ebenfalls im Wandel begriffen ist. Herr Weber von der „Aktionsgemeinschaft Lüneburger Straße“ war bei der Suche nach den Geschäften behilflich. Beteiligt haben sich die Arcaden Apotheke, der StörteBäcker, die City Apotheke, Alles-fuer-Sammler, die Adler-Apotheke und der Friseur Maxx.
Vom 23. Juni bis 21. Juli 2006 ist die Ausstellung „Ansichtsache Binnenhafen“ in verschiedenen Schaufenstern in der Fußgängerzone Lüneburger Straße zu sehen und zu hören. Denn zur Ausstellung gibt es einen Soundtrack, der aus Interviewausschnitten und vertonten Texten besteht.
Audio-CDs sind montags bis sonnabends in der Zeit von 9 bis 20 Uhr in der Arcaden Apotheke, Lüneburger Straße 45, erhältlich, MP 3 Player gegen Pfand ausleihbar.
Die Durchführung des Projekts wurde durch TuTech maßgeblich unterstützt. Die finanzielle Förderung erfolgte über VISP.
Die Konzeption wurde von Birgit Caumanns und Kirsten Winkler erarbeitet und in Kooperation mit der Kunstlehrerin Stefanie Engel umgesetzt.
Den Audio-Part betreuten Yvonne Vockerodt / Kindersicht und Enno Rangnick.
© 2006 Birgit Caumanns, Kirsten Winkler und Stefanie Engel