04.05.04 - Nach der Premiere von 'Hitlerjunge Salomon'

Weltpremiere in Harburg

Schülerinnen und Schüler des AvH zeigten ‚Ich war Hitlerjunge Salomon‘ zum ersten Male auf der Bühne.

„Zeitzeugen sind die besseren Geschichtslehrer“. Dieses Zitat des Regisseurs Steven Spielberg wurde wieder einmal durch den Besuch von Sally Perel, dem Hitlerjungen Salomon, eindrucksvoll bestätigt.

Nach Harburg gekommen war Sally Perel zur Weltpremiere eines Theaterstückes über sein bewegtes Leben als unerkannter Jude in der Hitlerjugend, das am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium entstanden ist.

Bereits am Vormittag war Sally Perel erneut Gast im Rönneburger Gymnasium. Die stellvertretende Schulleiterin Sabine Hansen, die das gesamte Projekt in monatelanger Arbeit initiiert und geleitet hatte, begrüßte Sally Perel als Zeitzeugen. In der Turnhalle der Schule waren über 250 Schülerinnen und Schüler dabei, als Sally Perel das Buch seines Lebens für sie aufschlug und ihnen eine ganz andere Art von Geschichtsunterricht vermittelte. Trotz aller anrührenden persönlichen Erlebnisse, die teilweise bis an die Grenze des Vorstellbaren gehen, war Sally Perel niemals Verbitterung anzusehen. Seine klare Botschaft erreichte die Schülerinnen und Schüler des AvH: „Die Jugend von heute ist nicht verantwortlich für die Gräueltaten der Nazis, aber sie trägt die Verantwortung, dass es nicht wieder passiert.“

Auch in der anschließenden Diskussion blieb der 79 Jährige keine Antwort schuldig, als er sich als Jude zum Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser ohne Einschränkungen bekannte und seine aktive Arbeit in der isrealischen Friedensbewegung kundtat. Die Schülerinnen und Schüler waren von der fast 3-stündigen Veranstaltung beeindruckt und tief bewegt. Minutenlanger Beifall als Zeichen der Hochachtung und der Sympathie für das Leben und die Person von Sally Perel, zeigte auf, dass der Funke übergesprungen war.

Am Abend fand dann die Weltpremiere des Theaterstückes „Ich war Hitlerjunge Salomon“ im voll besetzten Rieckhof statt. Sabine Hansen, die Leiterin der Kurse für Darstellendes Spiel, Susanne Tewes als Musiklehrerin und Henning Trost als Medienexperte des AvH hatten zusammen mit 60 hoch engagierten Schülerinnen und Schülern das Leben des Hitlerjungen Salomon für die Bühne interpretiert. Erstmalig wurden hier auch verschiedene Elemente des Darstellenden Spiels, der musikalischen Gestaltung und des Einsatzes moderner Medien zu einem neuen eindrucksvollen Gesamtergebnis verschmolzen. Unter den wachen Augen von Sally Perel, dem man die Konfrontation mit den Bildern seiner eigenen Jugend ansah, gelang ein ganz großer Wurf mit beeindruckenden Höchstleistungen aller Beteiligten.

Unter anhaltendem Beifall trat Sally Perel am Ende des Stückes tief bewegt auf die Bühne und würdigte den Tag als einen Tag des Festes und als einen Höhepunkt seiner letzten Lebensjahre. Seine Begeisterung und Zuneigung drückte er in einer persönlichen Umarmung aller Beteiligten aus. Schulleiter Jürgen Marek würdigte in abschließenden Worten das Theaterereignis als „einen Meilenstein in der Geschichte des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums“. Doch der Weg geht weiter: die Entscheidung, weitere Zeitzeugen in den Unterricht der Schule einzuladen, ist bereits beschlossene Sache.

© 2004 Mar