Sally Perel und Roma Benatar waren aus Israel nach Hamburg gereist, um mit Schülerinnen und Schülern in Hamburg über ihre Erfahrungen als Juden in der NS-Zeit zu sprechen.
In der vergangenen Woche waren sie einen Vormittag zu Gast am Rönneburger Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, um unter der Leitung von Sabine Hansen und Matthias Peters über ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu berichten und zu diskutieren (Der Neue Ruf berichtete) Ungefähr 70 Schülerinnen und Schüler waren berührt und beeindruckt von den verschiedenen Lebens- und Leidenswegen, den beide als Kinder und Jugendliche in der NS-Zeit durchgemacht haben.
Sally Perell, dem es nur durch Leugnung seiner eigenen Identität in der Rolle eines Hitlerjungen gelang die NS-Zeit zu überleben, hat seine Erfahrungen in dem Buch „Hitlerjunge Salomon“ verarbeitet. Die Jugendlichen, die zuvor die Verfilmung dieses Buches gesehen hatten, hatten in der Diskussion gleichzeitig die Originalperson des Buches und den Autoren vor sich und wurden von den Schilderungen dieses Lebensweges eines Jugendlichen im Kampf ums Überleben in den Bann gezogen.
Roma Benatar schilderte in bewegenden Worten ihren Kampf ums Überleben vom Warschauer Ghetto über die Konzentrationslager Majdanek, Auschwitz und Ravensbrück bis hin zur Befreiung bei Kriegsende. Die Schülerinnen und Schüler, die sich intensiv auf diesen Tag vorbereitet hatten, waren von der Dichte der Schilderungen über Ausgrenzung, Verfolgung, Folter, Hunger und menschlichem Leiden tief ergriffen. Diskriminierung und Verfolgung wurden persönlich nachvollziehbar im Leben einer starken Frau, die sich im Warschauer Ghetto ihre Bildung selbst erkämpfen und organisieren musste, und die nach der Vernichtung ihrer Familie auf sich alleine gestellt, Verfolgung und Hunger überlebte. Nach 50 Jahren des Schweigens war sie erstmalig bereit, mit deutschen Schülerinnen und Schüler über diese persönlichen Erlebnisse zu sprechen.
Der tiefe Eindruck, den die Zeitzeugin hinterlassen hat, wurde in den Äußerungen der Schüler deutlich: Eine 17 jährige Schülerin, gerade selbst in dem Alter, in dem Roma Benatar während ihrer Lagerzeit war, fasste ihre Eindrücke in den Worten zusammen: „Ich nehme mit, Bewunderung für den Mut und die Stärke, die Sie, sowohl als junges Mädchen als auch heute, gezeigt haben und noch weiter leben und zeigen. Ich nehme auch mit, Verständnis für die Angst zu sprechen und zu erzählen, meinen Großeltern gegenüber.“
© 2003 Mar