07.06.10

Von Kommunikation zu Kooperation – Two Faces – One World

Am 27. Mai 2010 ist es endlich so weit gewesen: neun SchülerInnen sowie drei BetreuerInnen der Kituntu Secondary School aus dem Nordenwesten Tansanias sind zu einer ersten Begegnung von Schüler zu Schüler an das AvH nach Hamburg-Harburg gekommen. Gute zwei Wochen sind sie geblieben und in der Zeit ist viel passiert:

Begegnungen für gemeinsame Erfahrungen im sportlichen und kulturellen Bereich und selbstverständlich die Teilnahme am Schulalltag und die Entdeckung Hamburgs. Das Wichtigste aber ist gewesen, durch die Begegnung Verständnis füreinander zu entwickeln, sich kennenzulernen und über die unterschiedlichen Lebensverhältnisse auszutauschen. Denn die Begegnungsreise, die vom Entwicklungspolitischen Schulaustauschprogramm (ENSA) des BMZ gefördert wird, steht unter dem Motto „Von Kommunikation zu Kooperation – Two Faces – One World“ .

Dieser Besuch ist Ausgangspunkt für eine nachhaltige Kooperation. Und wenn unserem neuen Antrag auf einen Gegenbesuch stattgegeben wird, dann fahren wir im nächsten Jahr nach Tansania.

Einige Auszüge aus Elternbriefen geben einen kleinen Eindruck davon, was in den Familien erfahren wurde:

„Kurz gesagt, der Kopf war voll und es gab viele Gespräche mit den Kindern, Fragen und immer wieder Fragen. Der Elternabend konnte dabei nur die Oberfläche unserer vielfältigen Fragen bedienen, aber es war eine Hilfe. Und dann war sie da, als ich von der Arbeit kam. Eine junge Frau in afrikanischer Kleidung, barfuß und frierend. Sie sagte „Hallo Mum“ und nahm mich in den Arm. Ab da wurde es einfacher. Wir nahmen die Dinge wie sie kamen, und planten nur noch von einem zum nächsten Tag.“

„Und so war die Offenheit und jugendliche Aufgeschlossenheit dieser jungen Afrikaner für uns noch einmal etwas ganz Neues. Wir waren wirklich begeistert von deren Fähigkeit, sich auf uns und unsere so ganz andere Kultur ohne große erkennbare Schwierigkeiten einzulassen. Einige Male waren auch noch X. und Y. zusammen mit Z. bei uns. Und wenn sie zu dritt waren, konnten sie uns auch noch stärker als allein etwas von ihrer Kultur vermitteln. Das war dann immer eine sehr bereichernde Begegnung zweier Kulturen mit so vielen Unterschieden, aber auch ganz vielem, was wir gemeinsam hatten. Humor, so haben wir festgestellt, scheint überall in der ganzen Welt ein bisschen gleich zu sein; und so haben wir viel zusammen gelacht.“

„Die Fußball-WM gucken wir natürlich jetzt noch viel mehr „afrikanisch“, d.h. dass wir allen afrikanischen Mannschaften viel mehr wünschen, dass sie weiterkommen, wie z.B. gestern Kamerun, was leider nicht geklappt hat. Da ist irgendwie ein leichterer Zugang, auch zu den herrlichen Farben und Trikots der afrikanischen Mannschaften!“

„Ein echtes Highlight war der Besuch mit X. und Y. bei Oma und Opa auf dem Campingplatz in …. Sie wurden dort so herzlich aufgenommen und waren die Sensation schlechthin. Oma und Opa waren richtig stolz, dass sie von ihnen besucht wurden, und haben sie mit ganz vielen Äpfeln verwöhnt (Lieblingsspeise der Mädchen!). Die beiden haben sich dort sehr wohl gefühlt und fanden den See und das Plöner Schloss ganz toll. Sie haben die ganze Zeit gelacht, und sich gefreut, dass sie zu zweit waren.“

„Wir hatten sehr viel Spaß und haben viel über das Land und die Familie von X. erfahren. Es gab oft Momente, die uns zum Nachdenken brachten und uns und unseren Kindern die Augen öffneten, nicht alle Dinge selbstverständlich zu sehen. [Er] hat bei allen, die ihn kennengelernt haben, besonders auch N.‘s Grundschulklasse und seiner Lehrerin einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Er ist intellligent, wissbegierig und hat einen starken Willen und möchte mittels eines Buches, was er mitgenommen hat, deutsch lernen. Wir hoffen, dass ein Kontakt bestehen bleibt und vielleicht auch von ihnen ab und zu einige Infos bekommen,…“

„Wir haben X. als sehr offenen und herzlichen Menschen kennengelernt.

Schön fanden wir, dass sie so neugierig auf alles Unbekannte war und alles ausprobieren wollte. Besonders toll war auch das X. durch gemeinsames Kochen und Trommeln uns ein Stück ihrer Heimat und Kultur nahe gebracht hat.“

„Wir haben zu danken. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten, war die Zeit mit X. wirklich super. Er ist ein absolut netter, angenehmer und intelligenter Junge, der uns viel Freude gemacht hat. Der ganzen Familie ist einmal wieder bewusst geworden, wie gut und komfortabel unser Leben ist. X. hat uns viele lustige Momente geschenkt und wir sind froh, durch Sie und die Schule, diese einzigartige Erfahrung gemacht haben zu können.“

„Gestern beim Eurovision Song Contest war es total witzig mit ihm, weil er sich immer besonders doll gefreut hat, wenn Deutschland 12 Punkte bekam, und einen flotten afrikanischen kleinen Tanz hingelegt hat! Heute war ich mit ihm nach Kirche (fand er auch klasse) und Spargelkaufen noch kurz bei einer guten Bekannten aus dem Nachbardorf, die mir immer Rhabarber schenkt… sie ist eine passionierte Gärtnerin und X. war schwer interessiert an diesen Dingen.“

So viel Positives!

Folgender Brief klebt im Mitteilungsbuch des Kollegiums des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nachdem unsere Gäste aus Tansania am letzten Freitag ins Flugzeug gestiegen und auch glücklich am Samstag in Kituntu angekommen sind, bin ich wieder etwas zu Atem gekommen und verspüre das Bedürfnis, euch einiges zu sagen.

Zuerst einmal DANKE! …

Unsere Gäste haben alle Angebote als großes Geschenk empfunden.

Die zwei Besuchswochen waren für alle direkt daran Beteiligten hoch anstrengend. So viel Unerwartetes, so viel Fremdes, so viel auf einmal, so viel Englisch sprechen, so viel Neues!

Der Besuch stand neben allem Sightseeing und der reinen Begegnung auch unter dem Motto: Wie können wir eine Partnerschaft auf Augenhöhe nachhaltig etablieren? Wie können wir erreichen, dass beide Parteien die Partnerschaft gemeinsam gestalten? Wie vermeiden wir, in die Falle zu tappen, die Geber zu sein?

Die ersten Schritte, die beide Schuldelegationen vereinbart haben, sind:

  • Wir kommunizieren regelmäßig miteinander. (…über das Internetcafé 15 km entfernt von der Schule/zweimal im Monat/20Euro)
  • Wir betreiben gemeinsam Fundraising. (Selbstgestaltetes, für die Region Typisches wird an uns geschickt und auf dem Weihnachtsbasar verkauft. / Mehrere Kilo Kaffee der Sorte „Robusta“ werden uns geschickt und wir versuchen Wege zu finden, den Kaffee hier zu „vermarkten“./ Unser Spendenlauf steht noch aus.)
  • Wir entwickeln in unseren Briekontakten Ideen für ein gemeinsames Projekt, welches seinen Beginn während unseres Gegenbesuches in Kituntu hat.

© 2010 Bg