Der BERTINI-Preis wird an junge Menschen verliehen, die sich für ein solidarisches Zusammenleben in Hamburg engagieren. Er unterstützt Projekte, die gegen die Ausgrenzung von Menschen in dieser Stadt eintreten. Er fördert Vorhaben, die Erinnerungsarbeit leisten und die Spuren vergangener Unmenschlichkeit in der Gegenwart sichtbar machen. Er würdigt junge Menschen, die ungeachtet der persönlichen Folgen couragiert eingegriffen haben, um Unrecht, Ausgrenzung und Gewalt von Menschen gegen Menschen in Hamburg zu verhindern.
In diesem Jahr war das Hamburger Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in diesem Engagement gleich doppelt erfolgreich und wird am 27. Januar 2009 im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater ausgezeichnet.
Zeitzeugenprojekt „Weitergelebt“
Die Abiturienten Florian Skupin und Sebastian Richter setzen sich seit 2005 kontinuierlich gegen das Verdrängen und Vergessen ein. Bereits als 9. Klässler hatten sie im Rahmen einer nachhaltigen Schülerfirma erfolgreich daran mitgearbeitet, ein Buch mit sieben Berichten von in Israel lebenden Zeitzeugen des Holocausts herauszugeben. Nach Besuchen von Holocaust-Überlebenden an der Schule im Jahr 2005 machte es sich eine weitere Schülerfirma zur Aufgabe, die Geschichten der Zeitzeugen zu sammeln, zu redigieren und zu verlegen. Ergebnis dieser Arbeit ist das 2007 erschienene Buch „Weitergelebt – 7 jüdische Schicksale im II. Weltkrieg“. Die Gewinne aus dem Vertrieb des Sammelbandes werden restlos an den Verein „Yad Ruth“ gespendet. So konnten die Moderatoren eines Leseabends, die Abiturienten Sebastian Richter und Florian Skupin, einen Scheck über 1.000 Euro überreichen Auch die nachfolgenden Schülerfirmen unterstützten sie bei der Verbreitung und Vermarktung des Buches.
Aktuell entwickelten die Gymnasiasten nun gezielt ein Unterrichtskonzept, damit die Schicksale der jüdischen Zeitzeugen auch in den laufenden Geschichtsunterricht integriert werden können, damit die Erinnerungsarbeit fortgeführt wird. Zudem haben die beiden Oberstufenschüler eigenständig einen bewegenden Zeitzeugenabend im Harburger Rieckhof organisiert und moderiert, an dem vier der damals interviewten Überlebenden des Holocausts aus ihren Berichten gelesen und anschließend Fragen beantwortet haben. Die Zeitzeugen zeigten sich von dem Interesse und dem Engagement der Schüler beeindruckt. „Seid gesegnet“ waren die Worte der Zeitzeugin Batsheva Dagan. Dieser Segen ist für jene gedacht, die nicht verdrängen und vergessen, das Ziel der Zeitzeugen lautet Nachhaltigkeit. Und dass die Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums die Worte der Zeitzeugen nicht einfach vergessen, sondern sich davon motivieren und inspirieren lassen, das zeigen nicht nur das Buchprojekt oder vergangene Projekte wie das mit dem „Bertini-Preis“ 2005 ausgezeichnete Theaterstück „Hitlerjunge Salomon“
Theaterprojekt „Zukunft positiv“
Auf die Gefährdung des solidarischen Zusammenlebens in unserer heutigen Gesellschaft hat ein Projekt ganz anderer Art hingewiesen: Zukunft positiv! Ein fächer- und stufenübergreifendes Theaterprojekt, in dem sich 69 mitwirkende Oberstufenschülerinnen und -schüler gegen Diskriminierung und gegen Ausgrenzung von Menschen, die mit dem HI-Virus/AIDS infiziert sind, eingesetzt haben. Das nach eingehenden Recherchen selbst geschriebene Theaterstück wurde mit eigenen Tanz-Choreographien zu thematisch abgestimmter Live-Musik im Kulturzentrum Rieckhof vor insgesamt 1100 Zuschauern gezeigt.
Geboten wurde eine einfühlsame und informative Auseinandersetzung mit den sozialen und emotionalen Problemen der Betroffenen sowie den Problemen ihres Umfeldes. Mit hoher Einsatzbereitschaft entstand so ein Geschichte von Verrat und Enttäuschung aber auch von Liebe, Freundschaft und Für-Einander-Einstehen. Mit „Zukunft positiv“ haben die Rönneburger Gymnasiasten nicht nur die Krankheit sondern auch die Probleme und Nöte, die oft mit einer Ausgrenzung einhergehen, sichtbar gemacht, emotional nachvollziehbar dargeboten und zugleich Muster aufgezeigt für konkret gelebte Zivilcourage, für alltäglich gelebte Solidarität.
Beide Projekte zeigen gesellschaftliches Bewusstsein, Initiative, außerordentliches Engagement, Empathie und Beharrlichkeit in der Arbeit des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums auf. Das macht besonders die mitwirkenden Schülerinnen und Schüler in höchstem Maße auszeichnungswürdig.
© 2009 Hs