Wir wollen dieses Buch herausgeben! Diesen Entschluss fassten einige Schüler, nachdem sie vor einem Jahr am Alexander – von – Humboldt – Gymnasiums die Geschichte eines jüdischen Zeitzeugen gehört hatten, der nur knapp den Holocaust überlebte. Zwi Steinitz hatte seine Erinnerungen bereits handschriftlich niedergelegt und war auf der Suche nach einem Verlag. Das ist eine richtige Aufgabe für eine Schülerfirma, sagten sich die Schüler aus der damaligen 9. Klasse und schlugen die Aufgabe als neues Vorhaben für die Schülerfirma des Wahlpflichtbereiches vor.
Gesagt, getan und so begannen 20 Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse unter der Leitung ihres Lehrers Matthias Peters im August 2005 mit der Arbeit. Das Vorhaben musste allerdings schon bald modifiziert werden, weil Herr Steinitz inzwischen einen Verlag gefunden hatte. Deshalb entstand die Idee, einen Sammelband mit Aufsätzen von all den Zeitzeugen herauszugeben, die in den vergangenen Jahren an der Schule zu Gast waren. Die Erlebnisse von Salomon Perel („Ich war Hitlerjunge Salomon“) hatte die Schule bereits im Jahr 2004 als Theaterstück auf die Bühne gebracht und war dafür mit dem Bertinipreis ausgezeichnet worden. So unterschiedlich die Biografien und Erlebnisse der Zeitzeugen auch waren, sie hatten eins gemeinsam: auf unglaubliche und zufällige Weise waren sie der Verfolgung durch die Nazis entkommen.
Im letzten Herbst waren die Zeitzeugen, die jetzt alle in Israel leben, wieder in Hamburg. Bei einem Treffen diskutierten die Schüler mit ihnen das Buchprojekt und konnten sie für eine Mitarbeit gewinnen. Die Geschichten der einzelnen Zeitzeugen wurden von ihnen selbst und von uns überarbeitet oder auf der Basis von Gesprächen mit uns verfasst. Herausgekommen ist ein Buch mit sieben Berichten, einem Vorwort von Ralph Giordano und Kommentaren von Schülern der Schule. In diesen Tagen erscheint das Buch im Verlag Hentrich & Hentrich in der Reihe „Gegen Verdrängen und Vergessen“, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung der Neuen Synagoge Berlin Centrum Judaicum herausgegeben wird. Eine zweite Schülerfirma des Alexander -von -Humboldt- Gymnasiums unter Leitung von Bernd Renner kümmert sich nun um den Vertrieb und Verkauf des Buches. Und im März wird einer der Autoren des Buches Sally Perel wieder zu einer Lesung in der Schule erwartet, um noch einmal persönlich zu berichten, wie er die NS – Zeit erlebte und überlebte. In dieser Woche präsentierte die Schülerfirma ihr Buch auf der großen Fachtagung „Nachhaltig und demokratisch! Schule zukunftsfähig gestalten“ im Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung einer breiten Öffentlichkeit.
Herrmann Simon (Hrsg.): Gegen Verdrängen und Vergessen.
Band 2 Weitergelebt. 7 jüdische Schicksale im II. Weltkrieg. Vorwort Ralph Giordano. Berlin 2007
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