„Humboldt hilft“, unter diesem Motto ging es am Donnerstag den 22.08.02 um 9:00 Uhr morgens von unserer Schule aus los. Nach endlosen Telefongesprächen am Montag und Dienstag, dem Pressetermin mit der „Morgenpost“ am Mittwoch und Lösen vieler Probleme, welche sich erst während der Organisation ergaben, wie Passierscheine für die gesperrten Gebiete u.s.w, konnten wir endlich starten.
Mit einem Bus der Gesellschaft „Alternativ Bus Reisen“, 43 hochmotivierten Schülern, die die Stadt retten wollten und sich am Montag spontan dieser Aktion verschrieben hatten. (An dieser Stelle nochmals vielen Dank für eure schnelle Entscheidungsfreudigkeit!) Zu unserem Team gesellten sich dann noch der junge und tatkräftige Lehrer Herr Stawowy und die Elternratsvorsitzende Frau Bewerich.
Leider konnte uns die Busgesellschaft den Bus nicht sponsorn. An dieser Tatsache sollte das Vorhaben aber nicht scheitern. Nachdem ich die Busgesellschaft von 450 Euro auf 350 Euro herunterhandeln konnte und ein Gespräch mit Herrn Marek und Frau Hansen hatte, erklärten sie sich sofort bereit die 350 Euro aus den Mitteln des an unserer Schule laufenden „fifty-fifty“-Projekts zu bezahlen.
Unser Ziel war Boizenburg, ein Ort knapp hinter Lauenburg gelegen. Im Ort selber sollten wir uns an der „Ziegenwiese“ einfinden. Nach Informationen von Herrn Dettmann, der beim Hochwassereinsatzstab fungierte und mein direkter Ansprechpartner in den letzten Tagen war, war dies der Treffpunkt für alle Helfer von auswärts und aus dem Dorf und wir trafen dann auch dort um ca. 10:30 Uhr ein. Wie geplant fuhr uns von dieser Anlaufstelle ein Bus in Richtung Kieswerk.
An unserer Arbeitsstätte für die nächsten 6 Stunden angekommen, sahen unsere Augen ein paar Bundeswehrfahrzeuge, einen Baggersee und 2 riesengroße Berge Sand. Natürlich hatten wir uns alle erhofft, dem „Feind“ direkt ins Auge zu sehen und ihn zu bekämpfen, aber anstatt dessen waren wir vom Wasser etwa 10 km entfernt. Aber wir wollten ja helfen und uns nicht in die Reihe der Schaulustigen begeben. So griffen wir alle schnell zum Spaten und fingen an die ersten Paletten mit Sandsäcken zu füllen. Natürlich war es sehr anstrengend und es verursachte bei manchen auch Rückenschmerzen. Aber dieses Gefühl, anderen direkt vor Ort zu helfen und vielleicht mit diesen Sandsäcken die Existenz anderer zu retten, lies jede Ermüdung schwinden und ermutigte uns alle bis zur totalen Erschöpfung weiter zu machen. Außerdem war ja noch der Baggersee vor Ort, in dem sich der eine oder andere mal eine Abkühlung holte.
Um 17:00 Uhr holte uns dann ein Bus wieder ab und beförderte uns zurück zur Ziegenwiese. Da aber unser Bus nach Hamburg uns erst um 18:30 Uhr abholte, wurde die Zeit genutzt um in den Hafen zu gehen und sich selber ein Bild von dem enorm hohen Wasserspiegel zu machen. Man fühlte sich in seiner Arbeit bestätigt und wusste nun genau, wofür man den ganzen Tag geschuftet hat. Zusätzlich wurden wir noch von einem Bundeswehrbus zu einer Wiese gefahren, wo auf uns heisse Linsensuppe und Getränke warteten.
Gestärkt und mit vollem Magen konnten wir nun um 18:45 Uhr die Heimreise antreten. Um ca. 20:15 Uhr waren wir dann wieder an unserer Schule.
Unsere Erwartungen und Vorsätze waren erfüllt. Auch wenn jeder von uns total erschöpft und müde war, ist dies eine Erfahrung gewesen, die keiner von uns vergessen wird. Wir sahen eine Geisterstadt und die Not der Menschen. Wir sahen aber auch, mit welchem Eifer und welcher Motivation fremde Menschen sich gegenseitig helfen können. Und vielleicht ist man ja mal selber auf Hilfe anderer angewiesen.
© 2002 Bastian, S3