Der S2-Grundkurs „Darstellendes Spiel“ bereitet zur Zeit in mehreren Wochenendproben das experimentelle Theaterstück „Szenen zu ‚Die Katze auf dem heißen Blechdach'“ vor. Die Personen und deren Probleme und Konflikte untereinander sind dem bekannten Theaterstück „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ von Tennessee Williams entnommen, gespielt wird aber eine ganz neue im Laufe des letzten halben Jahres von den Schülerinnen und Schüler selbst entwickelte etwa einstündige Fassung, die in verschiedenen Räumlichkeiten der Schule spielt. Unterstützt wurden die Schülerinnen und Schüler dabei von Kursleiter Henning Trost und dem Regisseur Tuncay Akcay.
Das Theater-Projekt findet im Rahmen des TUSCH-Projektes und der Partnerschaft des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums mit dem Thalia-Theater statt. Die Uraufführung am Mittwoch, dem 28. März 2007 beginnt um 17 Uhr in der Pausenhalle des AvH.
Kostenlose Eintrittskarten können nach den Frühjahrsferien ab Montag, 19. März 2007 bei den mitwirkenden Schülerinnen und Schülern und über das Sekretariat der Schule (Tel. 645 391-0) reserviert werden.
© 2007 Tr
Sieben begehbare Spielstätten
Experimentierfreudig: AvH-Schüler präsentieren Eigenproduktion eines Theater-Klassikers
Wilstorf. „Wir sind genial!“ Vielstimmig und unüberhörbar klingt dieser Satz durch die Aula des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums. Spielleiter Henning Trost stimmt seine Schützlinge vom S2-Grundkursus „Darstellendes Spiel“ auf die bevorstehende Aufführung ein. Es wird ein „Hexenkreisel“ gebildet, alle fassen sich an den Händen, jeder schaut jedem einmal in die Augen. „Wir haben lange und hart gearbeitet“, sagt Trost. „Wie schön, dass wir unser Stück jetzt endlich aufführen können.“
„Szenen zu ,Die Katze auf dem heißen Blechdach'“ heißt die Eigenproduktion, die die Schüler auf die Bühne bringen. Dabei ist die Bühne keine stationäre, wie beim Theater sonst üblich. Die einzelnen Szenen werden an sieben unterschiedlichen Orten innerhalb der Schule gespielt. Das erfordert auch vom Publikum, dass es in Bewegung bleibt, indem es jeweils von einem Spielort zum nächsten wandert.
Die mit dem Pulitzer-Preisausgezeichnete Theatervorlage von Tennessee Williams wurde von den Schülern mit Bedacht ausgewählt. Als „moderne Tragödie“ beinhaltet das Stück Aussagen, die nach wie vor aktuell sind. „Die Probleme, die wir beschreiben, sind zeitlos“, sagt Darstellerin Franziska Koch. „Sie können zu jedem Zeitpunkt auf jede Gesellschaft angewendet werden.“ Die Geschichte erzählt von der Familie eines reichen Plantagenbesitzers. Es geht um Lebenslügen, Homosexualität und vermeintliche Liebe. Williams ging es dabei nicht um die Lösung des psychologischen Problems eines Einzelnen. „Ich möchte den Wahrheitsgehalt von Erlebnissen innerhalb einer Gruppe von Menschen darstellen“, hat er einst gesagt. „Jenes schwer zu fassende, aber spannungsgeladene Zusammenspiel lebendiger Wesen in der Gewitterwolke einer gemeinsamen Krise.“
Gemeinsam haben die Schüler Szenen aus dem Stück herausgelöst und so umgeschrieben, dass sie auch Einblicke in die Wesens- und Erlebniswelt der Jugendlichen zulassen. Um das Dargestellte besser zu durch-schauen, steht ein umfangreiches Programmheft zur Verfügung. Die Produktion ist im Rahmen des Projekts „Theater und Schule“ (TuSch) in Zusammenarbeit mit dem Thalia-Theater, vertreten durch den Schau-spieler und Theaterpädagogen Tuncay Akcay, entstanden.
„Schüler sind eher bereit, auf Experimente einzugehen, wenn ein Profi-Regisseur dabei ist“, sagte AvH-Kunstlehrerin Stefanie Enge. Die Premiere verfolgte auch Gunter Mieruch, Lehrer am Lessing-Gymnasium und Fachreferent für das Darstellende Spiel der Behörde für Bildung und Sport. „Die Realbegegnung zwischen Schülern und Künstlern, die Kunst zu ihrer Profession gemacht haben, ist unheimlich wichtig“, sagt er. „So erhalten die Jugendlichen neue Eindrücke, die die Schule so nicht vermitteln kann.“Wie sehr so eine Begegnung mit Theater-Profis Schüler anspornen kann, neue, experimentelle Wege zu beschreiten, ist in der Inszenierung der AvH-Gruppe deutlich zu sehen. Aufgrund der Logistik konnten nur etwa 35 Zuschauer dem Geschehen im wahrsten Wortsinn folgen. Aus diesem Grund war die Aufführung nur schulintern angekündigt worden. Das ist wirklich sehr schade, denn dieses außerwöhnliche Theater-Projekt hätte allemal eine größere Öffentlichkeit verdient gehabt.
© Peter Noßek in den Harburger Anzeigen und Nachrichten, 30.03.07,
hier veröffentlicht mit freundlicher Erlaubnis des Autors