„Schaffen wir es, alle Mitglieder unserer Klasse auf diese markierte Fläche von 1,5m mal 1,5m zu bringen, ohne dass jemand außerhalb steht?“, fragt der Klassenlehrer der 8b. Gar nicht so einfach, 28 Schülerinnen und Schüler innerhalb dieser Markierung zusammen zu bringen.
Die ersten Mädchen und Jungen treten in die Mitte, weitere werden huckepack genommen und einige legen sich oben auf die ausgestreckten Hände ihrer Mitschüler. Nach mehreren Versuchen schließlich klappt es: alle stehen innerhalb der Markierung, niemand außerhalb. Auch wenn die Schüler sich nicht lange in dieser Position halten können, sind alle mächtig stolz, es geschafft zu haben.
Dieses Spiel mit dem Namen „Platz ist in der kleinsten Hütte“ war eine von vielen Übungen und Trainingselementen der Projektwoche Gewaltprävention am Alexander – von – Humboldt – Gymnasium. Das Spiel wird im Rahmen des Bausteins „Mobbing und Klassengemeinschaft“ eingesetzt und hat zum Ziel, die Kommunikation und das soziale Miteinander in der Klasse zu stärken.
Das soziale Lernen ist überhaupt der zentrale Gedanke der Projektwoche. Dahinter steckt die Überzeugung, dass das Training sozialer Kompetenzen zugleich die beste Form der Gewaltprävention ist. Im Zusammenleben von Menschen in der Klasse, in der Schule und im Stadtteil prallen oft verschiedene Interessen aufeinander. Soziale Kompetenzen sind Voraussetzung dafür, dass die gemeinsamen Angelegenheiten und die Konflikte nicht durch Gewalt, sondern gemeinsam mit allen Beteiligten konstruktiv im Gespräch geregelt werden.
Initiiert wurde die Projektwoche durch die Harburger Stadtteilgespräche „Gewaltprävention“. Vertreter von Schulen, Ämtern, Kirchen und der Polizei verfolgten einen gänzlich neuen Ansatz. Die Idee: Schülerinnen und Schüler aller 8. Klassen des südlichen Harburgs arbeiten eine Woche lang zur Gewaltprävention. Dazu wurde die Beratungsstelle Gewaltprävention des Hamburger Landesinstituts und das Institut für Konfliktberatung und Mediation mit professionellen Trainern mit ins Boot geholt, die bereits erfolgreich ein entsprechendes Konzept in anderen Hamburger Schulen durchgeführt hatten. Neu hierbei war, dass erstmalig ein ganzer Stadtteil in die Vorbereitung einbezogen wurde und fünf Schulen gemeinsam das Projekt vorbereiteten, durchführten und auswerteten.
Für das Alexander – von – Humboldt – Gymnasium war es selbstverständlich, sich an diesem Netzwerk aktiv zu beteiligen. Ein wichtiges Ziel des Schulprogramms, das als Leitmotiv die Bildung für nachhaltige Entwicklung beinhaltet, ist das soziale Lernen. Mit diesem Projekt der Gewaltprävention hat die Schule die Möglichkeit, das soziale Lernen organisatorisch in der Projektwoche zu verankern und so jährlich alle Schüler der 8. Klassen in ihren sozialen Kompetenzen systematisch weiter zu trainieren. Dazu hat sich das Alexander – von – Humboldt – Gymnasium auch im Rahmen seiner Auszeichnung als offizielles Projekt der UNESCO – Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ verpflichtet.
Die Projektwoche zur Gewaltprävention ergänzt auf geeignete Weise die anderen sozialen Projekte und Konzepte der Schule wie beispielsweise die Sozial – Ökologischen Projekttage, das Sozialpraktikum oder das Gambia – Projekt, die alle dasselbe Ziel verfolgen: die Schülerinnen und Schüler für Konflikte innerhalb von Gruppen zu sensibilisieren und alternative Handlungsstrategien zur Problemlösung in sozial heterogenen Gruppen zu trainieren.
© 2006 MP