Für ihr Theaterstück „Bludruck“, das im September 2014 im AvH Premiere hatte, wurden die Schülerinnen und Schüler des Theaterkurs S4/Hs mit dem renommierten Bertini-Preis ausgezeichnet. Wir danken dem Laudator Herrn Hessling, seine anlässlich der Ehrung am 27.01.15 im Ernst-Deutsch-Theater gehaltenen Laudatio hier wiedergeben zu dürfen:
- Manchmal ist es nicht ausreichend, die Erinnerung NUR wach zu halten, um die Wiederholung von Fehlern in der Geschichte zu vermeiden!
- Manchmal ist es nicht ausreichend, sich im Jahre 2015 NUR daran zu ERINNERN, dass mit Einführung der Nürnberger Rassegesetze vor 80 Jahren mit EINEM Schlag mehr als 1 Mio. Deutsche zu Verfolgten in der EIGENEN Heimat wurden!
- Manchmal ist es nicht ausreichend, sich im Jahre 2015 NUR daran zu ERINNERN, dass vor 80 Jahren die juristischen Grundlagen zur Umsetzung des nationalsozialistischen Ideals der Rassenhygiene gelegt wurden!
Ihr, liebe Schüler der Theater-Gruppe der Stufe 12 des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Harburg, Ihr habt in Eurem Theaterstück „Blutdruck“ weitergehende Fragen aufgeworfen!
Ihr habt Euch z.B. gefragt: In welcher Form, auf welche Art undWeise könnte uns dieser genetische Optimierungsgedanke unter den heutigen Vorzeichen von Forschung und Technik und den heutigen gesellschaftlichen Gegebenheiten begegnen?Wie würde die Gesellschaft möglicherweise diese genetischen Optimierungsverfahren heute aufgreifen? (So habt Ihr in unserem Vorgespräch auch mehrfach auf die Möglichkeiten der Präimplatationsdiagnostik hingewiesen.)
Im Verlauf Eures Projektes „Blutdruck“ habt Ihr Euch AUCH sehr intensiv mit der Frage auseinander gesetzt, wie Ihr Euch selbst unter ethischen Aspekten zu diesen Fragen positionieren wollt. Das Ergebnis Eurer Überlegungen habt Ihr dann in einem selbst geschriebenen Theaterstück, das Ihr in vielen arbeitsreichen Schritten zur Aufführung gebracht habt, festgehalten.
Eine Eurer Aussagen, die Ihr mir vorgetragen habt, war:
“There is no gene for the human spirit!“
„Es gibt kein Gen für den menschlichen Geist!“
…. und Ihr habt hinzugefügt: „…. deshalb können genetische Unterschiede auch kein Grund sein für Ausgrenzung aus der Gesellschaft oder Spaltung der Gesellschaft!“
Und – obwohl Ihr es in Eurem Stück nie explizit ausgesprochen habt – Ihr habt in Eurem Stück noch eine WEITERE Antwort gegeben: So hat mich in einigen Szenen von „Blutdruck“ sehr berührt, dass ausgerechnet eine Figur FÜR die Rechte der IN-VALIDIN eintrat, die weniger philosophisch argumentierte oder ethische Prinzipien bemühte, sondern die letztlich einfach ihr Herz sprechen ließ!
Denn ich bin zutiefst davon überzeugt davon, dass – NEBEN der Kenntnis der Geschichte und NEBEN all dem Wissen um die humanitären Prinzipien in unserer Gesellschaft – AUCH eine gute Herzensbildung ein wichtiger Garant für das humanitäre Miteinander in unserer Gesellschaft sein kann!
Herzlichen Glückwunsch für die Art und Weise, wie Ihr Euch mit den Thema Gen-Optimierung befasst habt, wie Ihr Euch hierzu eine ethische Position erarbeitet habt und wie Ihr dies dann im selbst geschriebenen und selbst aufgeführten Theaterstück „Blutdruck“ zum Ausdruck gebracht habt!
Wir, die Jury des Bertini-Preises, sind der Meinung, dass es Euch in Bertini-Preis-würdiger Form gelungen ist, uns eindrucksvolle Denkstöße zu der Frage zu vermitteln, in welcher Form uns möglicherweise heute – möglicherweise auch erst in der Zukunft – Gedankengut begegnen könnte, das vor 80 Jahren in Deutschland sogar Gesetzesnorm erlangt hat!
Euch allen herzlichen Dank!
Euch allen herzlichen Glückwunsch zum Bertini-Preis 2014!
Bernd-Dieter Hessling
Absalom-Stiftung der Freimaurer
Hamburg im Ernst-Deutsch-Theater, 27. Januar 2015