Der Zeitzeuge Sally Perel war am AvH – und das nicht zum ersten Mal. Am Donnerstag, den 13.9.18, besuchte Salomon („Sally“) Perel, ein Überlebender des Holocaustes, das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium, um seine Geschichte zu erzählen.
Die Veranstaltung fing um 8:45 Uhr an. In der Turnhalle hatten sich die SchülerInnen der zehnten Klassen und der Oberstufe versammelt und bereits gespannt auf den zahlreichen Stühlen und Bänken Platz genommen. Alle Blicke richteten sich nach vorne, als unsere Schulleiterin Frau Hansen unseren Gast begrüßte und eine kurze Ansprache hielt.
Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, so still war es, als Sally Perel das Wort ergriff. Er begann mit einer Begrüßung auf Deutsch, aber auch auf Hebräisch („Shalom“) und auf Arabisch („Salam aleykum“).
Seine Erzählung startete in der Gegenwart, nämlich mit der politischen Lage in seiner neuen Heimat Israel und dem Konflikt mit Pälästina, auf den wir später erneut zurückkommen sollten. „Nur ein gerechter Frieden kann ein dauerhafter Frieden sein“, äußerte er sich zu diesem Thema, bevor wir in die Vergangenheit sprangen.
Seine Geschichte ist eine ganz besondere, denn er überlebte weder im Konzentrationslager noch in einem Versteck: Sally Perel überlebte in einer Eliteschule der Hitlerjugend, also in der Höhle des Löwen.
Es war sehr schwierig und er lebte jahrelang in Todesangst, erzählte er uns. Durch diese schwierige Zeit halfen ihm die Abschiedsworte seiner Mutter, denn sie sagte: „Du sollst leben.“ Und das tat er.
Wir erfuhren – interessant erzählt – den Großteil seiner Biografie. Und dass selbst er, als Jude, von den Nazi-Lehrern, die ihn während seiner Jugend unterrichteten, beeinflusst wurde. Und dass dieser Teil in ihm während all der Jahre in der Hitlerjugend der stärkere war.
Es ist beeindruckend, Geschichte aus erster Hand zu erfahren. Am Ende haben wir alle einen Auftrag von ihm erhalten: „Ihr seid nun alle Zeitzeugen, weil ihr es noch aus erster Hand erfahren habt. Ihr sollt die Geschichte euren Kindern und Kindeskindern weitererzählen“, sagte er abschließend. Und was viele besonders rührte: „Ich impfe euch mit den Tränen der 1,5 Millionen Kinder, die in Ausschwitz vergast wurden, damit solch ein Völkermord niemals erneut geschieht.“
Nun bestand die Möglichkeit, in der großen Runde in der Turnhalle noch einige Fragen zu klären, wobei die Frage, ob er noch Polnisch und andere Sprachen spreche, die er in seinen jungen Jahren gelernt hatte, für Lacher sorgte, als er sich mit einem Schüler für einige Sätze auf Polnisch unterhielt.
Anschließend konnte man eines seiner Bücher kaufen oder signieren lassen.
Mittlerweile war es schon 12:00 Uhr, als der nächste Teil der Veranstaltung begann. Eine Delegation aus den zehnten Klassen und den PGW/Geschichtsprofilen hatte sich nun mit Frau Hansen, Frau Seiler und natürlich Sally Perel in Raum 22 versammelt, um noch weitere Fragen stellen zu können. Auch wir zählten dazu.
Dort war es eine schöne Erfahrung, ihn noch ein wenig persönlicher sprechen zu können.
Noch viele Fragen wurden gestellt, so erfuhren wir, dass sein ältester Bruder ebenfalls überlebt hat. Und dass er sich in der Friedensbewegung für eine Konfliktlösung zwischen Palästina und Israel einsetzt. Den letzten Schimmer Hoffnung auf Frieden in seiner neuen Heimat hat er noch nicht aufgegeben.
Uns werden sicherlich alle zustimmen, dass es ein bewegendes Ereignis war. Für alle, die gerne mehr über seine Geschichte erfahren wollen, ist empfehlungswert, das Buch zu lesen oder den Film zum Buch namens „Hitlerjunge Salomon“ zu schauen – auch wenn der Film an manchen Stellen von der Realität abweicht.
© 2018 Iyas und Ema (Kl. 10, Text), Hannah (S1, Fotos)