Vor einem Jahr hatte der Vorlesewettbewerb 50. Geburtstag. 50 Jahre vorher war es u.a. Erich Kästner, der sich als prominenter Fürsprecher für die Einrichtung des Wettbewerbs einsetzte. Inzwischen sind es pro Jahr 700.000 Schülerinnen und Schüler, die an diesem Wettbewerb teilnehmen. In den letzten 50 Jahren haben 14 Millionen Kinder an 140.000 Veranstaltungen teilgenommen, die von Buchhandlungen, Bibliotheken und anderen kulturellen Einrichtungen ausgerichtet worden sind. Zum 50. Geburtstag hat sogar unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Schülerinnen und Schülern vorgelesen und mit einem Auszug aus „Emil und die Detektive“ Erich Kästner, einem der Initiatoren des Wettbewerbs, alle Ehre erwiesen. Sie erklärt: „Lesen beflügelt die Phantasie“. Und das stimmt.
Lesen eröffnet Welten. Lesen schafft Erfahrungen, die man so im wirklichen Leben oft gar nicht machen kann. Aber sie können uns helfen in Lebenslagen, denen wir uns stellen müssen. Die meisten Menschen lesen still für sich. Wer liest schon vor? Wer liest zum Genuss vor, so wie unsere Vorleser und Vorleserinnen am 11.12.09? Das sind wenige, doch es werden immer mehr. Man betrachte nur den enormen Zuwachs im Angebot von Hörbüchern. Und man betrachte den enormen Erfolg des verfilmten Romans „Der Vorleser“, in dem deutlich wird, wie sich ein Mensch, der des Lesens und Schreibens nicht mächtig ist, verändert, als ihm durchs Vorlesen die Welt der Literatur eröffnet wird . Er beschließt selber lesen zu können und erhält damit die ungeheure Kompetenz, selber verstehen und damit selber gestalten zu können. Menschen, die vorlesen, zeigen, dass sie lesen und damit sind sie Vorbilder. Auch unsere Schülerinnen und Schüler sind Vorbilder und die Klassensieger und Klassensiegerinnen sind zudem die besten vorlesenden Vorbilder.
Es lasen:
Joel | 6d | aus „Dirk und ich“ | von Andreas Steinhöfel |
Sebastian | 6c | aus „Tintenblut“ | von Cornelia Funke |
Alina | 6b | aus „Lola Löwenherz“ | von Isabel Abedi |
Julia | 6a | aus „Verrückt nach Mark“ | von Corina Bomann |
Die Zuhörer und Zuhörerinnen – aus jeder Klassen waren 5 Schülerinnen und Schüler stellvertretend anwesend – verfolgten, wie eine Kommode, die mühsam von einem dickbäuchigen Möbelpacker eine Treppe hochschleppt wird, – nur vom dicken Bauch gehalten – , die Treppe wieder herunterfällt und im Blumenbeet von Frau Pankel landet, weil der Möbelpacker plötzlich den Bauch einzieht. Mortimer, Elster, Resa und Basta werden in die Tintenwelt hineingelesen, wo Elster feststellt, dass ihr Sohn, den sie gehofft hatte, hier zu finden, tot ist. Sie will Mo(rtimer) umbringen, der gar nichts dafür kann. Lola Löwenherz macht ihrem Namen alle Ehre, als sie im dunkeln Garten mutig unbekannten Geräuschen nachgeht. Sie entlässt die Zuhörerinnen und Zuhören nicht aus der Spannung, als der Leseausschnitt damit endet: „Und dann machte es PONG!“ Luna findet nach langer Suche einen Jungen wieder, der aussieht wie der, den sie selber gezeichnet hat. Der aber ist mit ihrem Erzfeind zusammen und sie läuft enttäuscht davon.
Die Schülerinnen und Schüler mussten sich auch dem Vorlesen eines unbekannten Textes stellen. Ausgesucht hatte diesen Frau Tewes, die Leiterin unserer Mediothek: „Der Prinz und der Bottelknabe“ (Kirsten Boie), zwei Jungen, arm und reich, die aus unterschiedlichen Gründen von zuhause abgehauen sind, treffen sich im Elbtunnel, einander gleichend wie ein Ei dem anderen. Sie beschließen ihr Leben zu tauschen. Unsere Vorleseproben beginnen, als sie einander kennenlernen und in einer öffentlichen Toilette die Kleider tauschen.
Die Mitglieder der Jury waren Frau Schneider von Leicher‘s Buchhandlung in Harburg-Heimfeld, Herr Peters, unser Schulleiter, Frau Räthcke aus dem Elternrat, Oliver aus dem Schulsprecherteam und Leo, der Vorjahressieger. Paschalis war als Vorlesezeitnehmer unersätzlich.
Wir danken besonders Frau Schneider, die in ihrem Gepäck interessante Buchgeschenke für die Vorlesenden hatte und die auch kenntnisreich bei der Auswahl der Preise hilfreich sein konnte.
Wir danken auch Herrn Peters, dem es gelungen ist, nach einer schwierigen und knappen Entscheidung jeder/jedem der Vorlesenden – individuell auf den eigenen Vortrag zugeschnitten – die Gründe für die Entscheidung der Jury zu darzulegen.
…and the winner is … Joel aus der Klasse 6d. Joel hat in beeindruckender Weise den Kommodentransport im Treppenhaus vorlesend vor Augen geführt. Dabei hat er gekonnt in der unterschiedlichen wörtlichen Rede variert, bis hin zum Imitieren unterschiedlicher Dialekte. Der Witz in der Situation, gehalten durch den dickbäuchigen Möbeltransporteur, ist wie selbstverständlich übergesprungen auf die Zuhörerinnen und Zuhören, sodass viele sich ein Lachen gar nicht verkneifen konnten. Das kann man ja noch üben, werden manche denken, aber genau die gleichen Fähigkeiten hat Joel auch am ungeübten Text gezeigt. Bravo! Jetzt wünschen wir alle, dass Joel im Wettbewerb auf der Bezirksebene genau denselben Erfolg hat.
© 2009 Bg